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Dr. Boris Weirauch

Für Mannheim im Landtag
Dr. Boris Weirauch - Für Mannheim im Landtag
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Wie bekommen wir das Blech von der Straße?

Jusos und SPD diskutieren neue Mobilitätskultur in der Mannheimer Innenstadt

Jusos und SPD-Gemeinderatsfraktion Mannheim hatten ins Café Filsbach geladen, um mit Martin Lanzendorf, Professor für Mobilitätsforschung an der Universität Frankfurt, Stadtrat Dr. Boris Weirauch und vielen interessierten Gästen über Möglichkeiten einer autofreien Innenstadt in Mannheim zu diskutieren. Lanzendorf veranschaulichte in seinem Vortrag Konzepte und Erfahrungen mit autofreien Stadt- und Wohnquartieren als Teil einer neuen Mobilitätskultur. Gerade diese sei von besonderer Bedeutung für einen Paradigmenwechsel in der Stadtplanung weg vom motorisierten Individualverkehr hin zum ÖPNV, Rad- und Fußverkehr sowie diversen Modellen des Car-Sharing. Lanzendorf sah grundlegende Veränderungen im Mobilitätsverhalten insbesondere bei der städtischen Wohnbevölkerung. Aus seiner Sicht verzichten insbesondere junge Menschen immer öfter auf ein eigenes Auto. Neue Verkehrsmittel- oder Akteure wie Car-Sharing, Elektrofahrräder oder Pedelecs würden vermehrt genutzt, multimodale Vernetzungsmöglichkeiten etwa durch Smartphones erweiterten die Mobilitätsmöglichkeiten. Lanzendorf plädierte dafür, diese Erkenntnis bei der Stadtplanung stärker zu berücksichtigen.

Um weniger Verkehr zu generieren, seien autoreduzierte und autofreie Wohnviertel gut geeignet. Lanzendorf zeigte an einigen Beispielen (Französisches Viertel Tübingen, Quartier Vauban Freiburg, Stellwerk 60 in Köln Nippes oder das GWL-Terrain Amsterdam) wie das funktionieren kann. „Wichtig ist in jedem Fall, dass es gesellschaftliche Initiativen gibt, die ein Projekt vorantreiben und Politik Anreize setzt, um die Routinen der Menschen zu durchbrechen“, nannte Lanzendorf als eine Grundbedingung für Veränderungen. „Veränderungen verlangen Impulse“. Nur so könne auch ein substanzieller Wandel in der Verkehrsstruktur gelingen. 

Das griff Dr. Boris Weirauch als verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Gemeinderatsfraktion gerne auf. Er schilderte, welche Initiativen die SPD in den letzten Jahren unternommen hat, um negative Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs in Mannheim zu reduzieren, verkehrsberuhigende Maßnahmen durchzuführen oder Radfahren und Car-Sharing attraktiver zu machen. Gleichzeitig wies er auf die Mühen des Alltags im Gemeinderat hin, wo nicht selten eine Mehrheit selbst für kleine Schritte fehle. „Ob es um Tempo-30-Zonen in der Stadt geht, um neue Fahrradstraßen und Radwege oder um eine Ausweitung von Fußgängerzonen, immer hören wir zuerst: das machen wir nicht mit. Von größeren Schritten ganz zu schweigen.“ Hier plädiere er für mehr Mut. „Wie immer in der Politik geht es um das Bohren dicker Bretter und um einen ausgewogenen Ausgleich Interessen.“ Als innovatives Instrument, mittelfristig den Individualverkehr in der Stadt zu verringern, erläuterte er den Vorschlag der SPD-Gemeinderatsfraktion, einen fahrscheinlosen, über eine Umlage finanzierten ÖPNV zu prüfen. Auch verkehrsreduzierte Wohnquartiere hält er für denkbar, insbesondere vor dem Hintergrund weitergehender Planungen für die Mannheimer Konversionsflächen. 

In der vom stellvertretenden Juso-Vorsitzenden Fabian Knödler-Thoma moderierten Diskussion kamen weitere Themen wie das Problem des ruhenden Verkehrs, sprich der zugeparkten Innenstadt, weniger Einfahrten in die Quadrate oder die Möglichkeiten einen Bewusstseinswandel bei Bürgerinnen und Bürgern, bei Unternehmen und Entscheidern zur Sprache. Auch nach mehr als zwei Stunden fanden die Diskussion nur schwer ein Ende. Grund genug also, das Thema autoreduzierte oder autofreie Quartiere weiter zu verfolgen.